Etappe 10 – Der Weg des Näherkommens. (Neu überarbeitet)
30.05.2014 – 24 Kilometer von Santo Domingo de la Calzada bis nach Belorado. Es hat die Nacht über geregnet und die Temperaturen kommen nicht weit über 15 Grad am Tage hinaus.

Über Nacht haben sich die Wolken entleert. Auch wenn sie noch so schwarz über mir am Himmel hängen, so kommen nur noch vereinzelt Tropfen aus ihnen hervor. Bei 13 Grad führt mich der Camino zunächst durch halbhochgewachsene Weizenfelder, unterbrochen nur durch winzige Dörfer, im schon bekannten Stil. In der Mitte die höchsten Gebäude und nach außen hin niedriger werdend, und fast immer eine Kirche im Zentrum, auch wenn die Orte aus nicht mehr als 100 Einwohnern bestehen. In einer dieser Ortschaften stoße ich auf Steve und Rod und kurz darauf auch noch auf Gina und Chris. Ich gehe aber dennoch den größten Teil des heutigen Weges alleine. Steve und Rod kann ich nicht folgen, ich will mein Knie nicht überanstrengen und Gina und Chris gehen mir wiederum zu langsam. Kristi und Sherri sind noch weit hinter uns.

Ich begegne einer älteren Dame die ich schon des Öfteren gesehen habe. Sie spricht nur Französisch, aber so viel bekomme ich mit, dass sie in Pons – Frankreich, gestartet ist und schon eineinhalb Monate unterwegs ist. Sie macht kleine Schritte, davon aber viele und da ich sie immer wieder einmal sehe, legt sie die gleiche Anzahl an Kilometern wie ich, täglich zurück. Es gibt hier keine Hast, auch kein Missfallen und die Spanier lassen einen, sich wie zu Hause fühlen. Sogar Flitterwochen werden hier verbracht. Ein südafrikanisches Hochzeitspärchen, pilgert zwei Wochen auf dem Camino Frances. Wenn einem die Landschaft einmal nichts Aufregendes zu bieten hat, dann sorgen die Menschen dafür. Es fällt mir aber immer noch schwer ein Gefühl für den Camino zu entwickeln. Es mag am schlechten Wetter liegen, bestimmt aber auch an den Schmerzen das mein Knie verursacht. Dies ist auch der Grund warum ich diese Etappe so schnell wie möglich hinter mich bringen will, um somit meinem Bein eine längere Verschnaufpause herauszuschlagen. 13:00 Uhr ist es heute. Die Unterbringung hat Gina bereits gestern Abend organisiert und ich finde die gewählte Albergue Cantones auch gleich auf Anhieb. Rod und Steve sind auch erst gerade vor mir angekommen. Eine wirklich hübsche Albergue, ein Familienbetrieb, geführt von zwei Generationen. Wir haben wieder ein eigenes Zimmer für uns sechs.

Noch bevor Kristi und Sherri, als letzte unserer Gruppe ankommen, hat es bereits wieder heftig zu regnen begonnen. Wo nur das viele Wasser herkommt? Es ist auch kalt geworden. Ich merke es beim Schreiben meines Tagesberichtes. Seltsam, dass man immer mit den gleichen Personen in den Unterkünften zusammenkommt, auch wenn man sich nicht abspricht. Abendessen gibt es in der Albergue. Ein eigenes kleines Restaurant sorgt für das leibliche Wohl. Wir sechs, formen uns immer mehr zu einer kleinen Familie. Seltsam, als würden wir uns schon ewig kennen.

Erkenntnis des Tages: Der Camino bringt Menschen einander näher.


Tag 11: Ages

Die nachfolgenden Bilder sind in der Reihenfolge des gegangenen Weges gelistet.


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