Etappe 11 – Der Weg der Eingebung. (Neu überarbeitet)
31.05.2014 – 29 Kilometer von Belorado bis nach Ages. Es regnet erneut den ganzen Weg über. Die Strecke ist schwierig und das nasse Wetter macht es nicht einfacher.

Wir Frühstücken gemeinsam. Ich habe es mir angewöhnt Tee zu trinken, in der Früh, meist mit einem großen Croissant. Es ist 7:30 Uhr als wir aufbrechen und wie schon gewohnt regnet es. Sherri und Chris haben sich entschieden den Rucksack mit dem Taxi nach Ages bringen zu lassen, unser heutiges Etappenziel. Es ist der Montes de Oca der bezwungen werden will; ein Anstieg auf 1148 Meter, die Schlüsselstelle auf diesem Trail. Ich habe mir den Weg lange im Reiseführer angesehen. Der Anstieg ist recht steil, aber danach bleiben wir auf dieser Höhe, das Gelände fällt nur leicht und so sollte ich mit meinem Knie doch recht gut zu Rande kommen. Eine weitere Auszeit will ich mir in jedem Fall verkneifen, auch auf den Deal mit dem Gepäck will ich mich nicht einlassen.

Ich versuche von Beginn an mein eigenes Tempo zu finden und so werde ich heute den überwiegenden Teil der Strecke alleine gehen, beobachtet nur vom mich hartnäckig begleitenden Regen. Über 15 Kilometer erstreckt sich der Aufstieg auf den Montes de Oca und das Erdreich ist rutschig. Der Regen ist launisch. Mal prasseln große Tropfen, wie Maschinengewehrsalven auf mich herab, dann wieder nur ganz feine, gleich einer Sprühflasche. Der Anstieg ist anstrengend, immer steiler werdend und bei jedem Nachlassen des Niederschlages ziehe ich meinen Regenponcho aus, um etwas Luft an meinen Körper zu bekommen. Dies ist auch die Zeit in der ich die wenigen Fotos des Weges schießen kann. In der Vergangenheit lauerten hier Banditen und es haben sich Leute zur Aufgabe gemacht, die Pilger vor diesen zu schützen. Einer davon war ein gewisser Juan de Ortega. Er baute Kirchen und Hospize in dieser Gegend, bis Burgos und die Ortschaft die ich als erstes nach dem erklimmen des Montes de Oca erreiche, ist nach ihm benannt. San Juan de Ortega, ein 18 Einwohner Ort mit einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert, erbaut vom Namensgeber. Hier mache ich Halt. Es gibt eine Bar, wo ich einen heißen Kaffee bekomme. Ich verzehre mein auch schon zur Gewohnheit gewordenes Mittagsmal, Baguette mit Trockenwurst, diesmal nicht mehr von zuhause.

 

Ich bin noch mitten beim Essen, da kommt auch schon Chris daher, ohne Rucksack, gefolgt von Rod dem Kanadier. Es tröpfelt im Augenblick lediglich und ich lehne an der Hausfront neben der Bar. Chris macht einen sehr guten Eindruck, ich sehen ihn schon von weitem herankommen. Was das Gewicht eines Rucksackes ausmacht, denke ich mir. Es ist nicht mehr weit bis Ages und ich warte bis Chris und Rod fertig gegessen haben. Bevor wir dann aufbrechen kommt auch schon der Rest unserer Gruppe an, außer Gina. Sie ist nach halber Strecke auf den Bus umgestiegen, sagt mir Sherri und sie wartet bestimmt schon in Ages auf uns.

 

Um 14:15 Uhr erreiche ich mit Chris und Rod Ages. Gina hat für uns sechs reserviert, es ist aber auch noch Platz für Rod. Einchecken, Wäschewaschen, Duschen, Homepage, das übliche halt, steht auf dem Programm. Ich finde langsam eine Beziehung zum Camino Frances. Beigetragen hat auch ein langes Gespräch mit Kristi am Abend. Ich habe dabei den Gedanken aufgeworfen, dass wir früher schon mal diesen Weg gegangen sind, viele Jahrhunderte vor heute und das wir damals den Weg nicht zu Ende gehen konnten, aus welchen Gründen auch immer und wir haben uns erneut zusammengefunden und diesmal werden wir den Weg zu Ende gehen, alle sechs. Ich denke es war die Ortschaft San Juan de Ortega, wo der Gedanke an mein Buch geboren wurde.

Erkenntnis des Tages: Verwehre dich nicht dem Unbekannten.

Tag 12: Burgos

Die nachfolgenden Bilder sind in der Reihenfolge des gegangenen Weges gelistet.


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