Etappe24 – Der Weg der Kirschen.
13.06.2014 – 31 km, von Molinaseca bis Villafranca. Wieder nur vereinzelt Quellwolken, bei über 30 Grad. Es ist heiß und trocken.
Auf nach Ponferrada zu einem Frühstück. Um 8.30 Uhr sitze ich bei einer richtig großen Tasse Kaffee und einem Kuchen, mitten in Ponferrada. Es wird heute wieder heiß, wie schon die Tage zuvor. Das Gebiet ist dicht besiedelt, neben kleineren Städten auch immer wieder kleine Dörfer. Ich brauche nichts auf Vorrat zu bunkern. Ich fülle mein Wasser auf, wenn ich es brauche und kaufe mir zwischendurch immer mal etwas Obst. Kirschen finde ich sogar auf den Bäumen neben der Straße und ein Stück Brot und Wurst habe ich noch vom Vortag. Ich verzehre es an einem grünen Pilgerrastplatz am Weg.
Ich begegne jetzt wieder mehr Pilgern, aber immer weniger die von Saint Jean Pied de Port aus unterwegs sind. Immer mehr Kurzzeitpilger begeben sich auf den Camino. Sie starten meist von Leon oder noch etwas später für einen zwei Wochen Trip. Ich treffe auch sehr viele, die den Camino schon zum zweiten, dritten oder vierten Mal gehen, aber immer nur Abschnittsweise, jedes Jahr ein Stück weiter, wie es die Zeit erlaubt. Ich kann euch zuhause nur eines sagen, macht das nicht, um den Camino so zu fühlen, wie ich es derzeit erfahre, braucht es den ganzen Weg, in einem Stück. Es bedarf der physischen und psychischen Schmerzen, um das wahrhaftig Schöne in ihm zu finden, wie so viele Dinge auf Erden, die nur als Gesamtes einen Sinn ergeben.
Ich habe an einem beschatteten Straßenrand, kurz vor Cacabelos, mit J. Raimundes Carballo gesprochen. Er ist Deutscher und lebt seit 6 Jahren in León. Er schnitzt Jakobsmuscheln und anderes mehr. Ich habe ihm eine abgekauft und sie wird mich immer daran erinnern, einer der vielen Pilger auf dem Camino Frances gewesen zu sein. Genauso wie das kleine geweihte Holzkreuz, das ich von Pater Laurentius, aus meiner Pfarre in Judenburg bekommen habe. Ich führe es mit mir und es macht meinen Rucksack nicht schwerer.
Dieser Landstrich ist nach meinem Geschmack. Ich sehe kleine Handwerker, die Schindeln für die Dächer der Häuser fertigen, Maisfelder in Gartengröße und mich ständig grüßende Menschen, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Ich denke der Camino nimmt Besitz von mir. Ich wache jeden Tag auf, mit dem Wunsch weiter auf ihm zu gehen und es macht mich traurig, wenn ich daran denke ihn bald verlassen zu müssen. Die Zeit ist hier Sekundär, hier geht es nicht um heute oder morgen, nein es geht darum den Augenblick zu leben und zu genießen.
Die Unterkünfte der Pilger sind durchwegs in Ordnung. Sie sind nicht immer auf dem neuesten Stand, sind aber sauber und mit dem ausgestattet was man benötigt und sie sind günstiger als gedacht. Ich muss jetzt auch nochmals ein großes Lob auf das Essen aussprechen. Siehe dazu die Bilderfolge: Sehr große Vorspeise, mittlere Hauptspeise, Dessert, 1 Flasche Wein oder Wasser, für im Schnitt 9 Euro und dennoch habe ich in den letzten drei Wochen 3 bis 4 Kilo abgenommen. Ohne Gürtel, rutscht mir die Hose schon vom Leib.
Erkenntnis des Tages: Nimm dir Zeit für die schönen Dinge im Leben.
Tag 25: La Faba