Etappe26 – Der Weg der verlorenen Pilger.
15.06.2014 – 26 km, La Faba bis Triacastela. Heute geht es über den letzten Bergkamm dieser Gebirgsgruppe. Auf 1300 m Seehöhe weht eine kühle Briese, aber es ist sonnig.
Der Schlaf kommt hier einfach zu kurz und immer wieder sind es jene Pilger die frühzeitig schlafen gehen, die dann am meisten schnarchen. Da helfen oft die Ohrstöpsel nicht mehr. Dieselben sind dann bereits um 5.00 Uhr am morgen wach und machen wieder lärm. Es ist in letzter Zeit schlimmer geworden durch die Camino Touristen. Ich hoffe es sind viele die nur über das Wochenende laufen und es wird am Montag wieder besser. Ich versuche wenn möglich in kleineren Herbergen unterzukommen, doch es klappt nicht immer. In den letzten 100 km kann es nochmals zu einer erhöhten Frequenz auf dem Camino kommen. Ich hoffe aber, dass sich dies auf das Wochenende konzentriert und da sollte ich bereits durch sein.
Der Tag beging etwas frisch, aber sonnig. Es geht heute 20 km über den letzten Bergkamm. Die Aussicht ist der Wahnsinn. Ich kann auf die gesamte Gebirgskette, die ich in den letzten Tagen durchwandert bin, zurückblicken. Immer nur winzige Dörfer mit 10 bis 20 Einwohnern, die ich zu sehen bekomme entlang des Weges, aber in jedem gibt es eine Albergue und eine Bar. Also für eine Stärkung ist gesorgt. Gegen 11.00 Uhr, nach 4 Stunden Gehzeit, habe ich den Gebirgskamm überschritten und ich blicke hinunter ins Tal. Ich möchte heute in Tricastela bleiben, vorausgesetzt ich finde eine nette kleine Herberge. In La Faber gab es keinen Internetzuggang, daher bin ich mit meinen Eintragungen etwas im Rückstand, Wäsche ist auch wieder fällig. Es klappt mit dem Zimmer, heute für 9 Euro und für 3 Euro wird mir die Wäsche gewaschen, nur gewaschen versteht sich. Gebügelte Hemden habe ich schon seit vier Wochen nicht mehr getragen.
Ich treffe seit Tagen fast keine Pilger mehr aus der Startphase in Saint Jean. Zwei Südkoreaner habe ich heute wieder gesehen und Franziska. Ich komme auch mit sonst niemandem ins Gespräch, der in Saint Jean gestartet ist. Alle sind später, frühestens in Burgos auf den Camino aufgesprungen. Ich dachte wenn ich schneller am Wege bin als jene die mit mir zugleich gestartet sind, müsste ich doch zu den vor mir gestarteten aufschließen. Dem ist nicht so, von den vielen Pilgern die sich heute auf dem Camino bewegen, hat gerade einmal eine Handvoll den gesamten Weg zurückgelegt. Das habe ich so nicht erwartet.
Erkenntnis des Tages: Manchmal erscheint es dir viel und es ist doch nur wenig.
Tag 27: Portomarin
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