Etappe 9 – Der Weg der Weinfelder. (Neu überarbeitet)
29.05.2014 – 21 Kilometer von Najera bis nach Santo Domingo de la Calzada. Es herrscht gutes Wanderwetter, nicht allzu warm, aber trocken. Der Trail ist auch nicht besonders schwierig und es begleiten mich zahlreiche Weinfelder.

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Gina, Chris und heute auch mal Steve, hingegen schlafen Kristi und Sherri noch, geht es gegen 8:00 Uhr los. Ich hatte schlecht geschlafen, es war eiskalt in der Nacht. Das Thermometer ist auf 5 Grad gefallen, hat mir Gina gesagt. Auch jetzt geht ohne Jacke gar nichts. Meinem Bein geht es etwas besser und ich kann problemlos dem Tempo von Steve folgen. Bereits nach einer halben Stunde auf der Hochebene von La Rioja Alta, sind wir außer Sichtweite unserer Freunde. Weinreben zieren die sanften Hügel, Pfützen begleiten uns auf dem Weg und wir überholen eine Schulklasse auf ihrem Wandertag durch die Weinfelder. So erreiche ich mit Steve Azofra, ein 260 Einwohner zählendes Dorf. Wir nutzen es für einen „Cafe con Letsche“, ein Kaffee mit Milchschaum, ähnlich dem Cappuccino und mit 1,20 Euro auch sehr preiswert. Es ist noch immer kalt und wir wärmen uns ein wenig im inneren der Bar.

Es geht sehr flach weiter in der Landschaft und Weizenfelder lösen die Weingärten ab. Ich stoße auf die erste Landsmännin, seit ich auf dem Camino bin. Sie heißt Verena, ist Ende zwanzig und wohnt in der Nähe von Graz, Stubenbergsee, denke ich hat sie gesagt. Sie geht auch den gesamten Camino Frances und hat sich dafür bis zum 9. Juli Zeit genommen, viel mehr als ich. Steve drängt und ich verabschiede mich von ihr. Vielleicht sieht man sich am Abend noch. Bereits um 13:00 Uhr erreiche ich mit Steve und Rod, auf den wir in den letzten Kilometern aufgelaufen sind, Santo Domingo de la Calzada. Die Kleinstadt mit lediglich 6400 Einwohnern, verfügt über eine eigene Kathedrale, zugleich auch die Sehenswürdigkeit des Ortes. Auch wenn ich anfangs noch gejammert habe, wegen der kurzen Etappe die heute auf der Tagesordnung stand, bin jetzt doch froh drüber. Mein Knie hat wieder höllisch zu schmerzen begonnen.

Die städtische Albergue bietet genügend Platz und ich bekomme auch eine Decke für die Nacht. Chris und Gina treffen beinahe ein Stunde nach uns ein. Wir erwarten sie an einem Tisch, auf der nun doch von der Sonne leicht gefluteten Gasse, neben einer Bar, gleich anschließend an die Unterkunft. Auf Sherri und Kristi müssen wir noch weitere 2 Stunden warten, besser gesagt Steve und Rod haben Ausschau gehalten, neben der Bar, bei dem einen und anderen Bierchen. Ich nutze die Stunden vor dem Abendessen meist um die Eindrücke meiner Reise auf der eigens dafür errichteten Homepage, für meine Familie und meine Freunde zuhause aufzubereiten. Es nimmt doch ein bis zwei Stunden täglich in Anspruch, neben dem Wäschewaschen, das auch alle paar Tage auf mich zukommt. Ich mache es aber gerne, auch wenn mir dadurch ein wenig die Zeit für einen Stadtbummel und Besichtigungen fehlt. Ich bekomme aber dennoch genügend mit, dafür sorgen auch meine Freunde. Das Abendessen nehmen wir immer gemeinsam ein und danach ziehen wir noch durch die Straßen. Es ist schon seltsam, dass man in den Unterkünften immer wieder auf, mittlerweile schon alte Bekannte trifft. Immer wieder begegne ich der deutschen Gruppe um Carola und Franziska, den Kanadiern Sylvia und Ashley sowie Rod der Steve heute beim Bier trinken hilft und dann auch noch die Vielzahl an Südkoreanern, die ich nicht beim Namen kenne. Gestern habe ich Manfred und Karl getroffen, die mir den Tipp mit der Herberge Paderborn, in Pamplona gegeben haben. Der Camino hält seine Schäflein zusammen, es sind alles Leute die bis ans Grab vom heiligen Jakobus gehen werden. Anna und Wolfgang die mich auch immer ein Stück des Weges begleiten, werden ihre Reise in Burgos beenden.
Unser Abendessen, das gewohnte dreigängige Pilgermenu mit Rotwein, fällt wie immer üppig aus. Wir streifen noch durch das hübsche Städtchen, das nicht nur mit Pilgern geschmückt ist. Viele Einheimische begleiten uns. An einer Apotheke mache ich halt und besorge mir eine Bandage für mein Knie und eine Salbe. Dann beginnt es auch schon wieder zu regnen. Sherri und Kristi, mit denen ich gemeinsam unterwegs bin, wollen wieder zurück in die Unterkunft. Wir treffen Steve. Es gelingt ihm nicht die Mädchen aus Oregon auf ein Glas Bier zu überreden, mich aber schon und so ziehe ich mit ihm noch durch die Bars, bis zum Zapfenstreich um 22:00 Uhr. Dieser wird bei den städtischen Herbergen sehr genau genommen und ich bin auch gewillt mich daran zu halten. So auch heute.

Erkenntnis des Tages: Nicht nur Pilger begehen diese Wege.

 

Tag 10: Belorado

Die nachfolgenden Bilder sind in der Reihenfolge des gegangenen Weges gelistet.


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